Balkonkraftwerk anschließen: Das musst du beachten

Balkonkraftwerk anschließen: Das musst du beachten

Julian Julian
8min Lesezeit

Überlegst du, dir ein Balkonkraftwerk anzuschaffen - oder hast du es vielleicht bereits getan? Bevor die Stromproduktion beginnen kann, muss das Balkonkraftwerk verständlicherweise erst einmal montiert und angeschlossen werden. Hier kannst du dich vorab über alles Wichtige rund um den Anschluss einer steckerfertigen Solaranlage informieren, damit auch ja nichts schiefgeht.

 

 

Das Wichtigste auf einen Blick

  1. Der Anschluss eines Balkonkraftwerkes ist denkbar einfach. Besonders im Vergleich zu regulären Photovoltaikanlagen genießen Besitzer einer solchen steckerfertigen Solaranlage deutliche Vorzüge in der Installation und Fragen der Bürokratie.
  2. Auch einem Laien ist es somit ohne Probleme möglich, die Solaranlage alleine und ohne die Unterstützung eines Elektrikers in Betrieb zu nehmen.
  3. Damit deine Anlage den Status eines Balkonkraftwerkes beibehalten kann, ist die Maximalleistung des Wechselrichters entscheidend - dies bezieht sich nicht auf das einzelne Balkonkraftwerk, sondern auf den Stromzähler deines Haushaltes. Aktuell dürfen 800 Watt nicht überschritten werden.

 

Ratgeber: Alles, worauf du beim Anschließen eines Balkonkraftwerkes achten solltest

In diesem Ratgeber erhältst du einen umfassenden Überblick über alle wichtigen Schritte und Überlegungen, die du beim Anschluss eines Balkonkraftwerks berücksichtigen solltest.

Wie schließt man ein Balkonkraftwerk richtig an?

Der Anschluss eines Balkonkraftwerkes umfasst mehrere Schritte, ist aber vor allem im Vergleich zu regulären Photovoltaikanlagen denkbar einfach.

1. Vorbereitung

Zuerst ist es erforderlich, dein Balkonkraftwerk im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur anzumelden. Dieser sowieso schon simple Prozess wurde durch das Solarpaket 1 der Bundesregierung weiter vereinfacht, um bürokratische Hürden zu nehmen und den Fortschritt der Energiewende anzukurbeln..

2. Installation

Die Installation eines Balkonkraftwerks beginnt mit der Montage der Halterung und der Befestigung der Solarmodule. Die Montageanleitung des Komplettsets ist hierbei eine wertvolle Hilfe.

Die Halterung mit den Panelen wird an dem geplanten Ort montiert – sei es am Balkongeländer, an der Fassade, auf dem Dach oder im Garten. Hierbei sollte die Aufmerksamkeit auch schon auf der Ausrichtung der Paneele liegen, da diese entscheidend für die Effizienz der Stromerzeugung ist.

Bildquelle: freepik / freepik.com

Bildquelle: freepik / freepik.com

3. Anschluss

Der nächste Schritt ist der Anschluss des Wechselrichters an die Solarmodule, eventuell verlängert durch ein Verlängerungskabels. Die Stecker und Buchsen der Anschlüsse sind so gestaltet, dass sie nur in der richtigen Orientierung passen und eine falsche Verbindung ausgeschlossen ist.

Anschließend wird der Wechselrichter mit einem Anschlusskabel mit dem Hausnetz verbunden. Hierbei hast du die Wahl zwischen einem Schuko- oder einem Wieland-Stecker.

Es empfiehlt sich zusätzlich, eine App zur Überwachung und Optimierung von Leistung und Ertrag des Balkonkraftwerkes zu installieren.

Schuko Stecker vs. Wieland-Stecker

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie das Balkonkraftwerk an das Stromnetz angeschlossen werden kann: via einem Schuko- oder einem Wieland-Stecker. Beide haben ihre Vor- und Nachteile, wie nachfolgend aufgeführt, jedoch ist der Schuko-Stecker heutzutage deutlich mehr verbreitet als die Wieland-Variante.

Schuko-Stecker

Der Schutzkontaktstecker ist der am weitesten verbreitete Steckertyp in deutschen Haushalten und wird im Zusammenhang mit Balkonkraftwerken durch das Solarpaket 1 unterstützt, welche eine zukünftige Verpflichtung für Netzbetreiber zur Akzeptanz dieses Steckertyps vorsieht - einige Netzanbieter haben bisher noch den Wieland-Stecker als Voraussetzung für ein Balkonkraftwerk gefordert.

Die Installation eines Schuko-Steckers ist denkbar einfach, da er direkt in jede haushaltsübliche Steckdose gesteckt werden kann und so dein Balkonkraftwerk unkompliziert und ohne den Besuch eines Elektrikers mit Strom versorgt.

Es sind jedoch minimale Sicherheitsbedenken seitens der VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V.) zu beachten, da der Schuko-Stecker keinen vollständigen Überhitzungsschutz bietet und leicht von Kindern aus der Steckdose gezogen werden könnte. Zudem bieten die beiden offenliegenden Pins keinen Kontaktschutz. Trotzdem werden alle Normen erfüllt.

Wieland-Stecker

Dieser Steckertyp bietet eine höhere Sicherheit und entspricht ebenfalls den Normen des VDE. Er ist verpolungssicher und bietet einen Kontaktschutz, da keine offenen Stifte vorhanden sind. Die robuste Plastikverkleidung ist besonders widerstandsfähig und der Stecker kann nicht ohne ein Werkzeug aus der Einspeisungsbuchse entfernt werden - somit bietet er die ideale Kindersicherung.

Die Montage eines Wieland-Steckers erfordert jedoch die Installation einer speziellen Einspeisedose durch Fachpersonal, was zusätzliche Kosten verursacht und Zeit in Anspruch nimmt.

 

Beide Arten von Steckern haben ihre Vor- und Nachteile und die finale Entscheidung liegt ganz bei dem Verbraucher selbst. Da der simple Anschluss eines Schuko-Stecker jedoch die Einfachheit in der Anschaffung eines Balkonkraftwerkes erhöht, geht der Trend der Anschlussvariante ganz klar in diese Richtung.

Es ist noch zu erwähnen, dass nur, weil der Wieland.Stecker einen höheren Sicherheitsstandard aufweist, der Schuko-Stecker nicht gleich als unsicher einzustufen ist.

Im Gegenteil: gesetzliche Regelungen unabhängig vom Steckertyp selbst schützen ebenfalls vor Berührungs- und Überhitzungsschutz. Zudem sind bisher keine negativen Vorfälle von Balkonkraftwerken in Verbindung mit einem Schuko-Stecker bekannt - die Sicherheitsbedenken müssen der Vollständigkeit halber zwar erwähnt werden, sind am Ende des Tages aber kaum relevant. 

Was ist bei den Stromphasen zu beachten?

In jedem Haushalt wird der Strom über drei Phasen geleitet, die als L1, L2 und L3 bezeichnet werden. Zusätzlich gibt es einen Nullleiter (N) und eine Erdung (PE), die zur Sicherheit beitragen. Diese Phasen führen den sogenannten Dreiphasenwechselstrom, der für die Verteilung der elektrischen Energie in deinem Zuhause sorgt.

An jede Phase sind verschiedene Haushaltsgeräte angeschlossen, und die Energieverteilung erfolgt gleichmäßig über die drei Phasen.

An welche Phase solltest du dein Balkonkraftwerk anschließen?

Es ist grundsätzlich irrelevant, an welche der drei Phasen das Balkonkraftwerk angeschlossen wird, da der Stromzähler die Verbräuche und Einspeisungen aller Phasen summiert.

Somit macht es keinen Unterschied für die gemessene Energiemenge, an welche Phase du die Einspeisung anschließt - das Endergebnis am Stromzähler bleibt gleich.

Wie viele Balkonkraftwerke darf man anschließen?

Die gesetzliche Regelung erlaubt es jedem Haushalt, eine Einspeiseleistung von bis zu 800 Watt zu installieren. Dies ist eine Erhöhung gegenüber der vorherigen Begrenzung von 600 Watt im Rahmen des Solarpaketes 1 und soll die Nutzung von Balkonkraftwerken fördern.

Bei Wechselrichtern mit integrierter Drosselfunktion ist entscheidend, wie weit sich das Gerät runterdrosseln lässt - ist eine Drosselung auf 800 Watt möglich, so ist der Wechselrichter zulässig.

Solche Anlagen profitieren von den Vorzügen der erleichterten Montage sowie der geringen Bürokratie von Balkonkraftwerken - alles darüber hinaus wird als reguläre Photovoltaikanlage angesehen und ist mit deutlich mehr Aufwand in der Umsetzung verbunden.

Wichtig zu wissen ist, dass diese 800 Watt sich auf die Gesamtleistung pro Stromzähler beziehen, welches abhängig von der Anzahl an Solarmodulen ist. Somit ist im Regelfall nur ein Balkonkraftwerk pro Haushalt erlaubt.

Was passiert, wenn man mehrere anschließt?

Überschreitest du die zulässige Leistung von 800 Watt, bewegst du dich außerhalb der gesetzlichen Vorgaben. Dies kann zu Bußgeldern führen und man muss etwaige, nicht zulässige Balkonkraftwerke abschaffen oder aber als normale Photovoltaikanlage anmelden. Dies ist jedoch mit mehr Kosten, Zeitaufwand und Bürokratie verbunden

Bisher sind allerdings keine Fälle bekannt, in denen Bußgelder verhängt worden sind - ob das an den regelkonformen Verbrauchern oder einer fehlenden Kontrolle liegt, ist nicht bekannt.

Darf ein Verlängerungskabel an ein Balkonkraftwerk angeschlossen werden?

Ja, der Einsatz von Verlängerungskabeln ist möglich und manchmal notwendig, um dein Balkonkraftwerk zu optimieren.

Wenn du ein Verlängerungskabel zum Anschluss an die Schuko- oder Wieland-Buchse benötigst, dann kannst du für ersteres ein handelsübliches Kabel verwenden. Wichtig ist nur, dass es ein hochwertiges Produkt gegen Überhitzungsschutz ist und besonders bei der Nutzung im Freien einen Wasserschutz aufweist (IP44-Kabel). Ein Verlängerungskabel mit Wieland-Stecker gibt es ebenfalls, diese sind jedoch etwas spezieller und am besten online zu erwerben.

Wenn du für eine optimale Positionierung das Kabel zwischen Solarmodule und Wechselrichter verlängern möchtest, gibt es dafür auch geeignete Produkte. Du benötigst ein spezielles Kabel für die MC4-Stecker des Wechselrichters, welches direkt beim Anbieter deines Balkonkraftwerkes in verschiedenen Längen erworben werden kann.

Fazit

Das Anschließen eines Balkonkraftwerks mag auf den ersten Blick vielleicht kompliziert erscheinen, ist mit ein bisschen Recherche aber einfach und ohne fachliche Hilfe zu meistern. Wenn die Schritte rund um Anmeldung, Installation und die Wahl eines Anschlusssteckers verstanden und getroffen sind, dann steht deinem Beitrag zur Energiewende nichts mehr im Wege.

 

Weiterführende Quellen und Literatur

Balkonkraftwerk richtig anschließen: Das musst du wissen | toom

Balkonkraftwerk anschließen: Installation der Mini-PV-Anlage | Solaranlagen Portal

Drehstrom & Phasen | RP Energie-Lexikon

Titelbild: freepik / freepik.com

« Zurück zur Übersicht